„Nie mehr oben ohne“: Als ein „Stil-Highlight der Woche“ hat SPIEGEL ONLINE das Tragen geeigneter Hüte in Saunaräumen ausgemacht. Ein Trend, wie behauptet, ist das ursprünglich mit der feucht-heißen russischen Banja aufgekommene Phänomen gewiss in Deutschland nicht. Im Sauna-Alltag sieht man das durchaus modisch gestaltete Accessoire – zumeist aus Schafswoll-Filz – eher selten. Durchaus beliebt sind Saunahüte oder -mützen aber bei Aufguss-Events. Ohne dass es dafür wissenschaftliche Belege gäbe, kann plausibel vermutet werden, dass in der „Kutscherhaltung“ gerade in der oberen „heißen“ Bankreihe beim Aufguss durch das Wedeln eine besonders intensive Hitzeanmutung erfolgen kann, vor der ein Hut aus geeignetem Material „schützen“ soll. Sofern man sich nach dem unter Umständen länger als normal dauernden Event-Showaufguss mit kurzzeitiger Erhöhung der Luftfeuchte ausreichend abkühlt und die Ruhephase entsprechend beachtet, wird man auch ohne Saunahut gut zurechtkommen. „Nie mehr oben ohne“ ist daher eine zu apodiktische Formulierung.
Die Realität bei solchen Show-Events ist aber die, dass viele Gäste in kurzen Abständen mehrere solcher Aufgüsse erleben wollen und dadurch insgesamt mehr Wärmeenergie aufgenommen wird als regulär abgegeben werden kann. Dadurch kann ohne Hut durchaus ein Gefühl von „Überhitzung“ entstehen, da Kopf, Gesicht und Brust wärmeempfindlicher (und kälteempfindlicher) sind als andere Körperareale. Außerdem: Nur sieben bis zehn Prozent der Körperwärme gehen über den Kopf verloren. Dass Saunahüte überdies das Haar vor Austrocknung und Spliss schützen sollen, ist unter (Event-) Saunabedingungen nicht belegt, wird aber an vielen Stellen im Internet als Verkaufsargument behauptet. (Gen.)