EINORDNUNG
Der Löyly ist so alt wie die finnische Sauna selbst. Aufgüsse mit Düften und Tüchern zum Wedeln gibt es seit Jahrzehnten, zum Beispiel in Deutschland. Anlagenübergreifende Wettbewerbe wurden zuerst in Österreich und in Italien ausgelobt. Das Cron4 in Bruneck/Südtirol (Italien) konnte sich 2012 mit der International Aufguss Trophy einen Namen machen. Diese fand in der Aufguss-WM/Aufguss-Weltmeisterschaft 2013 ihre Nachfolgerin. Vor zehn Jahren war diese Competition erstmals im SATAMA Saunapark in Wendisch Rietz (Deutschland), 2023 im September ist sie dann dort bereits zum vierten Mal. Landesmeisterschaften bestimmen seit Jahren, wer an der Aufguss-WM teilnimmt. Austragungsorte waren bis heute Anlagen privatwirtschschaftlicher Betreiber außer in Deutschland noch in den Niederlanden und in Polen.
Nicht nur bei den Anlagen, auch in der international durch die sozialen Medien bestens vernetzten Aufguss-Community hat sich längst ein harter Kern herausgebildet. In dieser „Family“ genießen einige wenige Multiplikatoren „Fame“, von dem sie nicht nur selbst (neben-) beruflich profitieren, sondern auch das Marketing ihrer Anlagen. Sponsoren tragen zur Wirtschaftlichkeit der Großevents bei. Ganz wichtig für die Popularität nach außen geworden sind Fotos und Videos der Akteure und der Locations.
Die Aufguss-WM 2020 fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Diese von niemand vorhersehbare Bruchstelle hat keineswegs zum Abflauen des Nationen übergreifenden Interesses am Aufguss in all seinen Ausprägungen geführt. Im Gegenteil: Spätestens seit Anfang dieses Jahres lässt sich sogar eine verstärkte Differenzierung beobachten. Es gibt parallel auch anders konzipierte und organisierte Wettbewerbe als die Aufguss-WM, die sich im Sinne friedlicher Koexistenz weitgehend des gleichen Pools an hochtalentierten „Toppers“ bedienen. Diese leistungssportlich ausgerichtete Crème de la Crème spielt in der Aufguss Champions League, muss sich aber immer wieder gegen ehrgeizige Rookies – auch aus Übersee – behaupten. Hier werden Maßstäbe für die Zukunft gesetzt und durchaus auch Wegmarken für den betrieblichen Alltag. Eine zu starke Fixierung auf das Thema Show, sich ausschließlich selbst zelebrierende Wedelkünstlerinnen und -künstler sowie eine überbordende Kommerzialisierung markieren das Gefahrendreieck dieser Wettbewerbsformate, von Ideenklau und persönlichen Nickeligkeiten einmal ganz abgesehen. „Seelenlosigkeit“ wäre der worst case!
Bei alldem darf nicht aus dem Blick geraten, worum es bei all den Aktivitäten eigentlich gehen sollte: um den Gast und seine Gesundheit. Um Lebensfreude bei allen und um jene kostbaren, magischen Sauna-Momente, die unvergessen bleiben und die deshalb zum erneuten Besuch dieser Art von Veranstaltungen animieren können. (Gen.)